Antizyklisch investieren

Für antizyklische Investoren ist eine große Euphorie an den Aktienmärkten Grund genug um vorsichtig zu sein. Wir zeigen Ihnen, wie Sie gegen den Strom schwimmen.

Bei einem effizienten Finanzmarkt stehen alle relevanten Informationen in kürzester Zeit überall zur Verfügung. Jede Information ist sofort in den Aktienkursen enthalten und jede Aktie jederzeit fair bewertet. Das einzige Problem: Der effiziente Markt existiert trotz Datenflut im Internet-Zeitalter nicht. In der Realität kommt es an den Aktienmärkten immer wieder zu Übertreibungen, weil sich die Masse der Anleger immer gleich verhält.

Ein antizyklisch orientierter Investor kauft, bevor sich eine große Menge für seine Aktie interessiert, und sucht sich dafür extrem unterbewertete Unternehmen. Denn boomt beispielsweise gerade die Pharmabranche, so wird großflächig in Pharmatitel investiert. Leider sind die großen Anstiege meistens bereits vorüber, bis sich der Boom herumgesprochen hat. Erstaunlich oft können Titelseiten von Zeitungen als Contraindikatoren verwendet werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Aktie oder der Trend sich dann schon sehr nahe dem Höhepunkt befindet. Umgekehrt gilt das auch für negative Schlagzeilen - das Schlimmste ist dann meist schon vorüber und eine Bodenbildung steht bevor.

Ein wichtiges Kriterium auf der Suche nach antizyklischen Investments ist der Kursverlust. Der betrachtete Wert muss einen großen Kurs Verlust hinter sich und charttechnisch einen Boden gebildet haben. Der Kurs sollte ein Jahrestief erreichen. Es ist aber wichtig, dass das Unternehmen vor dem Einbruch einen gesunden Kursverlauf vorweisen kann.

Weitere wichtige Informationen liefern fundamentale Kennzahlen. Investitionen in Aktien mit hohen fundamentalen Kennzahlen sind meist unrentabel. Auch aus Sicht der Volatilität spricht nichts für eine Investition in hoch bewertete Unternehmen. Um eine Auswahl an Aktien treffen zu können und um persönliche Emotionen auszuschließen, ist es sinnvoll, Grenzwerte für die einzelnen fundamentalen Kennzahlen festzulegen. Gängige Werte dafür sind:

1. Ein Kursverlust von mindestens 50 Prozent - Anleger sollten diese Aktie hassen.

2. Zwei der vier folgenden Kennzahlen erfüllen die folgenden Bedingungen:

  • Kurs-Buchwert-Verhältnis < 1
  • Kurs-Umsatz-Verhältnis < 1
  • Kurs-Gewinn-Verhältnis < Gewinn-wachstum/2 oder Kurs-Gewinn-Verhältnis < 12
  • Kurs-Cashflow-Verhältnis < 10

3. Die Marktkapitalisierung beträgt mindestens 150 Millionen Euro, der Aktienkurs ist höher als vier Euro.

Die weitere Betrachtung der Unternehmen erfolgt anhand einer Analyse von Bilanz, Gewinn- und Verlust-Rechnung sowie der Kapitalflussrechnung. Dabei fällt ein Hauptaugenmerk auf die Liquidität, das Betriebskapital, Profite und Rentabilität.

Auch bei einer sehr sorgfältigen Auswahl an Unternehmen für antizyklische Investments finden nicht alle ausgewählten Unternehmen den Weg aus der Krise: Deshalb ist ein striktes Risikomanagement in Form von Diversifikation, Stoppkursen und Verkaufsregeln notwendig. Nach einem durchwegs recht positiven Börsenjahr mit neuen Höchstkursen und Jahresendrally in aller Munde rät die antizyklische Sichtweise eher zu Vorsicht bei neuen Investments.

Literatur zum Thema "Antizyklisch investieren":