Online-Trading: Die besten Börsenstrategien

Mit klaren Börsenstrategien viel Geld verdienen: In den USA greifen private und professionelle Investoren schon länger auf Börsenrezepte zurück, die Aktienauswahl sowie Ein- und Ausstiegszeitpunkte genau festlegen. Hierzulande sind sie bislang weniger verbreitet. Doch auch für deutsche Anleger lohnt es sich, sie anzuwenden. Die Methoden sind einfach umzusetzen. Voraussetzung dafür: Anleger befolgen ihre Strategie konsequent und lassen sich vom ständigen Auf und Ab der Kurse nicht vom eingeschlagenen Weg abbringen.

Warum sollten Investoren ausgerechnet starren Anlagesystemen ihr Vertrauen schenken, statt flexibel auf die jeweilige Marktlage zu reagieren? Weil gute Gründe dafür sprechen. So bewahren die Strategien den Anleger davor, emotional zu handeln. "Die massenpsychologischen Reaktionen sind an der Börse wie im Theater: Einer gähnt und in kürzester Zeit gähnt jeder. Hustet einer, so hustet sofort der ganze Saal", wusste schon Börsenaltmeister Andre Kostolany. Feste Regeln helfen, den Herdentrieb zu überwinden. Stur wie ein Computer arbeiten die Strategien ein Programm ab, das alle Anlageentscheidungen vorgibt. So schützen sie vor den mächtigen Wellen der Angst und der Gier, die immer wieder über die Märkte rollen und zu gravierenden Fehlentscheidungen verleiten.

Andre Kostolany: Strategien helfen, emotionslos zu handeln.
Altmeister Andre Kostolany: "Psychologie bestimmt die Börse. Strategien helfen, emotionslos zu handeln."

"Der dümmste Grund, eine Aktie zu kaufen, ist, weil sie steigt", hat Warren Buffett einmal gesagt. Was der Starinvestor aus Omaha damit sagen will: Statt nach einem Plan vorzugehen, laufen die Investoren meist nur dem Trend hinterher. Auch jetzt neigen sie dazu, auf den fahrenden Börsenzug aufzuspringen, weil der Dax gerade einen neuen Gipfel erklommen hat. Gleichzeitig quält sie aber das Unbehagen, zu spät einzusteigen. Dieses Wechselbad der Gefühle lässt sich kaum vermeiden. Doch die Strategien helfen dem Anleger, den richtigen Kurs zu halten.

Computermodelle kennen keine Launen, keinen Streit und keinen Kater

James O'Shaughnessy, Pionier der rechnergestützten Aktienanalyse aus den USA, sieht darin den Schlüssel zum Börsenerfolg. In seinem Bestseller "What Works on Wall Street: The Classic Guide to the Best-Performing Investment Strategies of All Time" rät er Anlegern, lieber einem Computermodell zu trauen als einem Tipp, einer Prognose oder dem Bauch. "Computermodelle haben keine Launen, keinen Streit mit ihrer Frau, keinen Kater von der Nacht zuvor", schreibt der Amerikaner. Für ihn ist das gemeinsame Merkmal erfolgreicher Investoren Stetigkeit. Selbst mit einer mittelmäßigen Strategie, konsequent verfolgt, schlage man all jene, die ständig ein- und aussteigen und sich nach der Marktmeinung richten, so der Autor.

Statistikguru James O'Shaughnessy
Statistikguru. James O'Shaughnessy testete viele Anlagemethoden an der US-Börse.
Strategien sind für ihn der Schlüssel zum Börsenerfolg.

Ihren Durchbruch erlebten die starren Anlagemethoden Anfang der 90er-Jahre in den USA. Damals veröffentlichten die US-Vermögensverwalter Michael O'Higgins und John Downes das Buch "Beating the Dow", in dem sie per Langzeittest den Erfolg der 1988 erstmals diskutierten Dividendenstrategie bestätigten. Gemäß dieser Strategie stellt der Anleger einmal im Jahr ein Portfolio zusammen - aus den Aktien mit der höchsten Dividendenrendite. Das Buch wurde ein Bestseller und löste einen Run auf Dividendentitel aus. Obendrein stachelte es Börsenfreaks dazu an, sich neue Strategien auszudenken. Einige davon entpuppten sich in späteren Untersuchungen allerdings als wenig überzeugend. Wie "The Foolish Four", die von den US-Finanzberatern Motley Fool entwickelt wurde und sich neben der Dividendenrendite vor allem auf den Kurs der Aktien als Auswahlkriterium stützt. Bis heute haben sich zwei Arten von Börsensystemen herauskristallisiert. Timing-Strategien und Auswahlstrategien. Timing-Methoden sind einfach umzusetzen. Der Investor handelt bei Kauf- oder Verkaufssignalen nur ein Dax-Zertifikat oder einen börsennotierten Indexfonds (ETF). Dabei versucht er, in Haussephasen am Aktienmarkt investiert zu sein und in der Baisse Cash zu halten. Dazu müssen die Strategien die nötigen Ein- und Ausstiegssignale liefern, oft ein Fall für die technische Analyse. Bei den Auswahlstrategien bleibt der Anleger dagegen immer investiert. Er verändert nur die Zusammensetzung seines Depots, jährlich oder halbjährlich. Die Titelauswahl richtet sich nach Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Dividendenrendite oder historische Wertentwicklung.

Der schlimmste Feind des Investors ist er selbst

Welch enormes Gewinnpotenzial diese Ansätze bieten, zeigt eine einfache Rechnung. Angenommen, ein Anleger war seit 1989 stets im Dax investiert, dann hat er sein Vermögen in dieser Zeit gut vervierfacht. Hätte er es aber geschafft, nur an den jeweils fünf schlechtesten Börsentagen pro Jahr Geld statt Aktien zu halten, so wäre sein Einsatz bis heute auf das 56-Fache angewachsen. Noch üppiger fällt der Gewinn bei der richtigen Aktienauswahl aus. Ein Anleger, der Jahr für Jahr nur die fünf besten Dax-Titel im Depot hatte, konnte sein Vermögen sogar mehr als verdreihundertfachen. Natürlich handelt es sich dabei um theoretische Ergebnisse. Keine Strategie ist so genial, dass sie stets die fünf besten Aktien herausfiltert oder genau vor den fünf schwächsten Börsentagen ein Verkaufssignal liefert. Fest steht jedoch: Timing und Auswahl beeinflussen die Wertentwicklung immens. Ganz von selbst funktionieren die Systeme allerdings nicht. Der Anleger darf seine Strategie nicht gleich über Bord werfen, wenn sie in einem Jahr mal ein schwaches Ergebnis einfährt. Solche Durststrecken gibt es immer wieder - kein Grund, nervös zu werden. Schon Benjamin Graham, der vor 30 Jahren verstorbene Begründer der Aktienanalyse, warnte: "Das Hauptproblem des Investors - und sogar sein schlimmster Feind - ist wahrscheinlich er selbst."

Benjamin Graham - Urvater aller Börsenstrategien
Lehrmeister. Benjamin Graham gilt als der Urvater aller Börsenstrategien.
Er führte Kennzahlen wie die Dividendenrendite in die Aktienanalyse ein.

Die vier Timing-Strategien

Gewusst wann, so lautet das Motto dieser Strategien. Wer auf die Systeme setzt, versucht, in Haussephasen Gewinne mitzunehmen und in Baisseperioden der Börse den Rücken zu kehren.

Viele Börsianer halten das Markt-Timing für pure Kaffeesatzleserei. Sie glauben nicht daran, dass sich Börsentrends frühzeitig erkennen lassen. Unkenrufen zum Trotz sind die Timing-Strategien jedoch zum Teil sehr erfolgreich. Viele Investoren nutzen die Ein- und Ausstiegssignale der technischen Analyse für ihre Börsengeschäfte. So kommt es zu einer Selffulfilling Prophecy.

Sell-in-Summer-Strategie

"Seil in May and go away", lautet eine alte Börsen regel. "But remember to come back in September", so der Zusatz. Beide Sprüche spielen auf saisonale Muster an den Aktienmärkten an. Meist klettern die Kurse im Winter und Frühjahr, während sie im Spätsommer auf Talfahrt gehen. Auch der Dax folgt dem jahreszeitlichen Auf und Ab (siehe unten). Seit seiner Geburt im Jahr 1988 verbuchte der Bluechip-Index nur in den Monaten August und September durchschnittlich einen Verlust. In den übrigen zehn Monaten schaffte er ein Plus, das von Oktober bis Dezember mit rund drei Prozent am höchsten ausfällt. Die Grafik zeigt auch, dass Anleger dem Index im Mai besser noch nicht den Rücken kehren. Sie bleiben der deutschen Börse am besten nur im August und September fern.

Sell-in-Summer Strategie

Erklärungen für saisonale Schwankungen gibt es reichlich: So investieren Fondsmanager einen Großteil ihres Kapitals zu Jahresbeginn und im Frühjahr präsentieren die Unternehmen ihre Bilanzzahlen. Beides sorgt für einen frischen Kapitalstrom in Aktien. Im Spätsommer ist der Börsenumsatz indes oft dünn, so dass negative Meldungen zu heftigen Ausschlägen nach unten führen. Aus diesen Erkenntnissen ergibt sich die Sell-in-Summer-Strategie: Jeweils am 1. Oktober ordert der Investor ein Dax-Papier, am 31. Juli des Folgejahres verkauft er es.

Fazit: Gute Performance, ein geringes Risiko und eine komfortable Umsetzung: Die Sell-in-Summer-Strategie verdient ohne Zweifel die Bestnote.

MACD-Strategie

Entwickelt wurde er in den 70er-Jahren, für technische Analysten gehört er zu den wichtigsten Prognosewerkzeugen: der MACD-Indikator. Wie die 200-Tage-Linie setzt auch der MACD auf die Ermittlung des Durchschnitts historischer Kurse. So hilft er beim frühen Erkennen von Börsentrends. Der MACD besteht aus zwei Linien, MACD- und Signallinie (siehe Grafik). Ihre Berechnung ist komplex, doch der Indikator lässt sich in fast allen Chartanalyseprogrammen darstellen. Als Handelssignale gelten die Schnittpunkte der beiden Kurven. Durchbricht die Signal- die MACD-Linie von oben nach unten, kauft der Anleger ein Dax-Papier. Im umgekehrten Fall wirft er es wieder auf den Markt - und hält bis zum nächsten Kaufsignal Cash.

MACD-Strategie

Die Methode überzeugt. Diese Strategie weist das niedrigste Risiko aller elf Systeme auf. Diesen Trumpf konnte sie in den schwarzen Börsenjahren 2000 bis 2002 ausspielen. 2000 warf sie zwölf Prozent Gewinn ab, obwohl der Dax um acht Prozent einknickte. 2002 machte die Strategie zwar ein Minus von zehn Prozent - der Dax stürzte in diesem Jahr aber 44 Prozent ab.

Ein Manko bleibt, zumindest auf den ersten Blick: Beim MACD-System ist der Aufwand nicht zu vernachlässigen. Der Indikator wird bei der Strategie auf Wochenbasis angewendet. Der Anleger muss den MACD deshalb einmal wöchentlich prüfen, normalerweise am Freitag. Als komfortabel ist dieser Rhythmus nicht zu bezeichnen.

Fazit: Gemessen am Rendite-Risiko-Verhältnis sticht die MACD-Strategie alle anderen Systeme aus. Eine der besten Anlagestrategien, auch für konservative Investoren.

200-Tage-Linie-Strategie

Der bekannteste technische Indikator ist die 200-Tage-Linie. Sie berechnet sich als Durchschnitt der Notierungen eines Marktes odereiner Aktie in den vergangenen 200Tagen. Ihre Schnittpunkte mit dem Index deuten technische Analysten als Wendepunkte. Daraus lässt sich eine Strategie ableiten: Wann immer die 200-Tage-Linie den Dax von oben nach unten durchbricht, kaufen Anleger ein Indexpapier. Schneidet sieden Dax von unten nach oben, stoßen sie das Investment ab. Allerdings liefert die Methode viele Fehlsignale, wenn der Dax seitwärts läuft. Deshalb gelten noch schärfere Kriterien: Ein Kaufsignal zählt nur, wenn nicht innerhalb von drei Tagen ein Verkaufssignal auftritt und umgekehrt.

200-Tage-Linie-Strategie

Diese Strategie ist nicht empfehlenswert. Die Zahl der Fehlsignale bleibt trotz des Drei-Tage-Filters hoch. Die Methode zeigt sehr oft einen Kauf oder Verkauf an. Zum Teil folgen diese Signale kurz aufeinander und führen zu hektischem Trading (siehe Grafik). Auch der im Vergleich zu anderen Methoden hohe Aufwand schreckt ab: An jedem Handelstag muss der Anleger ein Auge auf den Markt werfen. Als einziger Vorteil fällt das geringe Risiko auf, zu wenig, um zu überzeugen.

Fazit: Mittlere Rendite, hoher Aufwand - keine verlockende Kombination. Für jeden Anlegertypus gibt es attraktivere Methoden.

Stop-Loss-Strategie

Verlustbegrenzung lautet das Motto der Stop-Loss-Strategie. Dazu kauft der Investor zu Jahresbeginn ein Dax-Papier und zurrt einen Stoppkurs fest: zehn Prozent unter dem Einstandskurs. Die Gültigkeit der Order läuft bis Jahresende. Wird das Papier währenddessen ausgestoppt, hält der Anleger zunächst Cash und wiederholt die Prozedur zu Beginn des folgenden Jahres. Wird es nicht ausgestoppt, zieht er am nächsten Silvestertag den Stoppkurs nach, wieder auf zehn Prozent unterhalb des aktuellen Dax-Niveaus. Die Grafik unten zeigt Ein- und Ausstiegspunkte in den Jahren 2001 bis 2006.

Stop-Loss-Strategie

Diese Strategie hat wesentliche Vorteile: Das Risiko ist niedrig und der Anleger muss nur einmal im Jahr handeln.

Fazit: Geringes Risiko, einfache Anwendung: Für Börsenneulinge ist die Stop-Loss-Methode attraktiv.

Die sieben Auswahlstrategien

Gewusst was, lautet das Motto für die Auswahlstrategien. ihr Ansatz: Sie versuchen jeweils für die kommenden sechs oder zwölf Monate die attraktivsten Aktien aus dem Index herauszusieben.

DeutscheTelekom, Daimler-Chrysler oder Thyssen-Krupp? Wer eine Auswahlstrategie anwendet, muss sich über diese Frage nicht selbst den Kopfzerbrechen. Denn das Börsensystem schreibt exakt vor, welche Aktien wann ins Depot wandern. Kennzahlen wie Dividendenrendite, Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Umsatzwachstum entscheiden über die Zusammenstellung des Portfolios.

Growth-Strategie

Ihr Name ist Programm: Die Growth-Strategie setzt auf Wachstum beim Umsatz. Jährlich wählt der Anleger die fünf Unternehmen aus dem Dax, deren Einnahmen im zuletzt veröffentlichten Geschäftsjahr am stärksten zulegten.

Bei der Growth-Strategie geht der Anleger allerdings ein etwas höheres Risiko ein als beim Dax-Investment. Trotzdem setzt die Strategie nicht auf hoch riskante Wachstumsfirmen. Die gibt es im Dax gar nicht. Stattdessen wählt das System oft solide Substanzwerte. Der Aufwand bleibt wegen der jährlichen Anpassung niedrig.

Fazit: Für risikofreudige Investoren geeignet. Allerdings hat die Strategie eine starke Konkurrentin: die Value-Growth-Methode.

Top-Flop-Strategie

Als nächstes tritt eine Mischung aus der Flop-5-Methode und der Top-5-Methode gegen den Dax an: die Top-Flop-Strategie. Sie setzt abwechselnd auf Verlierer und Gewinner, weil die Börsenfavoriten im Laufe eines Jahres oft wechseln. Im ersten Halbjahr kauft der Anleger die fünf Aktien mit der schwächsten Wertentwicklung im Vorjahr. Zur Jahresmitte schichtet er um und nimmt die fünf besten Dax-Aktien des ersten Halbjahres ins Portfolio. Mögliche Erklärung für den Erfolg ist der Window-Dressing-Effekt: Im vierten Quartal ordern Profiinvestoren verstärkt die Gewinnertitel des laufenden Jahres, um dann beim Jahresabschluss gut dazustehen.

Nachteil: Die zwei Umschichtungstermine pro Jahr treiben Kosten und Aufwand stark in die Höhe.

Fazit: Interessanter, aber komplexer Ansatz. Die starke Rendite rechtfertigt das leicht höhere Risiko.

Value-Growth-Strategie

Sie haben Scharen von Amerikanern reich gemacht. Value-Investoren wie Warren Buffett oder Peter Lynch werden in den USA verehrt wie Stars. Kein Wunder, dass der Value-Anlagestil einen hervorragenden Ruf genießt. Seine Verfechter suchen nach unterbewerteten Aktien. Damit stehen sie in Opposition zu den Anhängern des Growth-Stils. Diese bevorzugen Werte, deren Umsatz stark zulegt. Vereinfacht ausgedrückt, kauft ein Value-Anleger eine Aktie, die einen Euro wert ist, für 50 Cent und hofft, das Papier für einen Euro wieder verkaufen zu können. Dagegen ordert ein Growth-Investor einen Titel, der einen Euro wert ist, für einen Euro und spekuliert darauf, dass er die Aktie irgendwann für zwei Euro abstoßen kann.

Börsenguru Warren Buffett
Star-Investor. Kein Value-Anleger ist so berühmt wie der Gründer von Berkshire Hathaway, Warren Buffett.
Er setzt auf unterbewertete Titel.

Beide Ansätze haben ihren Erfolg in zahlreichen Untersuchungen unter Beweis gestellt. Wie aber schlägt sich ein kombiniertes System? Die Value-Growth-Methode setzt gleichzeitig auf je drei Aktien beider Stile. Zuerst zur Value-Auswahl: Der Anleger siebt aus den 30 Dax-Titeln die fünf mit dem niedrigsten KGV für das zuletzt veröffentlichte Geschäftsjahr aus. Von diesen fünf Aktien kauft er die drei mit der höchsten Dividendenrendite. Die Growth-Titel filtert der Investor, indem er die fünf Aktien mit dem höchsten Umsatzplus bestimmt. Daraus wählt er die drei mit dem höchsten Gewinnwachstum. Nach zwölf Monaten schichtet der Anleger das Portefeuille nach dem gleichen Muster um. Der Clou: Das Risiko fällt geringer aus als beim Dax. Damit ist die Methode der verwandten Growth-Strategie ebenbürtig.

Fazit: Das Rendite-Risiko-Verhältnis überzeugt, nur die Titelauswahl ist etwas kompliziert. Für Anleger, die fit im Umgang mit Aktienkennzahlen sind, ist die Strategie interessant.

Top-12-Dividenden-Strategie

Die Dividendenstrategie ist die Mutter der mechanischen Börsensysteme. Sie feierte schon Anfang der 90er-Jahre unter dem Namen "Dogs of the Dow" in den USA ihren Siegeszug. Die Idee: Aus einem Index wählt der Anleger zu Jahresbeginn dieAktien mit der höchsten Dividendenrendite aus. So hofft er, unterbewertete Titel zu kaufen, die trotz hoher Gewinnausschüttungen von den Investoren vernachlässigt werden.

Der Wermutstropfen: Die Strategie ist etwas risikoreicher als ein dauerhaftes Dax-Investment. Zudem fallen Aufwand und Kosten bei dem halbjährlichen Umschichtungszyklus und den zwölf Titeln ins Gewicht.

Fazit: Die Dividendenstrategie landet im Mittelfeld. Die starke Rendite überwiegt das höhere Risiko. Eine Spitzenbewertung allein rechtfertigt sie aber nicht.

O'Higgins-Strategie

Der US-Vermögensverwalter Michael O'Higgins hat die Dividendenstrategien an Wall Street berühmt gemacht, mit seinem Buch "Beating the Dow". Darin stellte er auch eine Weiterentwicklung der Dogs of the Dow vor, die unter dem Namen Small Dogs of the Dow oder O'Higgins-Strategie bekannt wurde. Der Ansatz: Der Investor siebt zu Jahresbeginn die zehn Werte mit der höchsten Dividendenrendite aus dem Index. Von diesen zehn kauft er aber nur die fünf mit dem niedrigsten Kurs. Ein Jahr später schichtet er sein Depot nach derselben Methode um.

Die Strategie ist äußerst populär - in den USA wie in Deutschland. Der Aufwand fällt wegen des jährlichen Umschichtungstermins und der nur fünf Titel sehr gering aus. Die Sache hat allerdings einen Haken: Es fällt schwer, den Kurs als Auswahlkriterium zu rechtfertigen. Ob eine Aktie fünf oder 50 Euro kostet, sagt nichts über ihre Bewertung aus. Deshalb bleiben Zweifel, ob der Erfolg der bekannten Strategie nicht reiner Zufall ist. Methoden, deren Ansatz sich nicht erklären lassen, sind stets mit Skepsis zu betrachten.

Fazit: Rendite und Risiko sorgen weder für Furore noch für Enttäuschung. Auch die O'Higgins-Strategie schneidet mittelmäßig ab. Knackpunkt bleibt jedoch die zweifelhafte Auswahlmethode.

Flop-5-Strategie

Never catch a falling knife - greife niemals in ein fallendes Messer! Die Flop-5-Strategie ignoriert diese Börsenregel. Sie nimmt die fünf Aktien ins Depot, die in den vergangenen zwölf Monaten am stärksten abgestürzt sind. Jeweils zu Jahresbeginn schichtet der Anleger sein Portfolio um. Die Idee: Große Unternehmen wie die Dax-Konzerne gehen kaum pleite. Sie geraten nur vorübergehend in Turbulenzen und schaffen nach einer Krise den Turnaround. Von diesem Aufschwung soll die Flop-5-Strategie profitieren. Diese Methode beansprucht das Nervenkostüm des Anlegers extrem. Krasse Abstürze zeigen, dass die Strategie auf einem wackeligen Fundament steht.

Fazit: Hohes Risiko trifft auf mäßige Rendite.

Top-5-Strategie

Den umgekehrten Ansatz der Flop-5-verfolgt die Top-5-Strategie. Sie setzt im jährlichen Rhythmus auf die fünf Aktien, die in den vergangenen zwölf Monaten am stärksten zulegten. Ihre Verfechter gehen davon aus, dass es herausragende Unternehmen gibt, die über lange Zeit außerordentliche Erträge erwirtschaften, zum Beispiel weil sie über ein starkes Management verfügen.


Fazit: Der Mythos vom ewigen Sieger scheint meistens nicht zu gelten. DieTop-5-Strategie ist nicht zu empfehlen.

Literatur zum Thema "Anlagestrategien":