Online-Trading: Ist die ganze Börse eine Blase?

Manchmal hört man, dass die ganze Börse eine Blase ist. Die gesamte Börse ist keine Blase, die jederzeit platzen kann, denn wie erwähnt stehen hinter Aktien ja echte Unternehmenswerte. Die Frage ist allerdings, was an der Börse gerade für diese Unternehmenswerte bezahlt wird, und hier kann es tatsächlich zu Übertreibungen kommen. Und was ebenfalls stimmt: Gerade in überhitzten, "aufgeblähten" Zuständen spricht es sich herum, dass die Börse eine "Goldgrube" sei, und just das ist der falsche Einstiegszeitpunkt. Mit einer ganz einfachen Begründung: in immer kürzerer Zeit hören immer mehr Menschen davon, die Aktien steigen immer stärker, aber ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch deswegen, weil es gilt, noch Dümmere zu finden, die ebenfalls noch aufspringen wollen. "Hausmeister-Hausse" sagen die Börsianer dazu.

Das Kernproblem besteht an der Börse darin, dass Aktien häufig nur deswegen zu steigen beginnen, weil sie von zusätzlichen Anlegern gekauft werden, und die Kurse nur deswegen steigen, nicht weil sie echte Anlagechancen bieten. Je stärker die Kurse steigen, desto stärker spricht sich der "rasche Reichtum" herum und immer mehr Menschen, die vorher damit nichts zu tun hatten, strömen zur Börse und kaufen Aktien. In einer solchen Phase gibt es aus psychologischen, aber auch kommerziellen Gründen immer weniger warnende Stimmen. Das Ganze kann aus Eigendynamik entstehen oder in kleineren Märkten auch gesteuert sein.

Das Pyramidenspiel gibt es auch an der Börse

Ein "Reptil der Geldanlage" ist im Übrigen auch nicht auszurotten, weil es so fruchtbar ist, dass es in den verschiedensten Formen immer wieder neu aufersteht. Es heißt Pyramidenspiel. Das Knochengerüst des Reptils ist immer gleich: Es beginnt mit einem Kopf, der zu jedem von drei Halswirbeln sagt: "Zahle mir 100 Euro. Dafür darfst du dir drei Brustwirbel suchen, die dir 100 Euro bezahlen. Du zahlst also mir 100 Euro und erhältst dafür 300 Euro. Ist das nicht ein Geschäft?" Was passiert dann?

  • Die 3 Halswirbeln machen das und finden neun Brustwirbel.
  • Die neun Brustwirbeln machen es und finden 27 Lendenwirbel.
  • Die 27 Lendenwirbel machen es und finden 81 Steißbeine.
  • Die 81 Steißbeine machen es und finden 243 Beckenknochen.
  • Die 243 Beckenknochen usw.

Und irgendwann wird dieses Monster zusammenbrechen, weil die unteren Schichten keine neuen Knochen mehr finden, die sich anhängen wollen, und es den Boden verliert.

Fazit: Einige verdienen, aber je länger das Reptil wird, desto mehr Menschen verlieren Geld.

Das Pyramidenspiel tritt in den verschiedensten Arten und unter klingenden Namen ("Pilotenspiel") auf und ist nicht immer als solches erkennbar.

Ponzi Schema

Ponzi Schema - eine Erfindung von Charles Ponzi
Kennen Sie Charles Ponzi, einer der größten Betrüger und Schwindler der amerikanischen Geschichte?

"Ponzi's Schema" - wie Finanzpublizisten häufig zu bewusst gesteuerten Planspielen sagen, in denen immer stärkerer Kapitalzufluss notwendig ist, um das System am Leben zu halten - ist nach Charles Ponzi benannt, einem Mann aus Parma, der Ende des 19. Jahrhunderts in die USA aus Italien emigrierte und ein besonderes Pyramidenspiel entwickelte. Ponzi glaubte zunächst selbst eine Geldmaschine entdeckt zu haben, indem er in der Nachkriegszeit von 1919 Briefmarken in US-Dollar und schwachen Währungen wie Lira und Peseta gegeneinander handelte und damit kurzfristig sein Kapital verdreifacht hatte. Als er entdeckte, dass er damit langfristig gar kein Geld verdienen konnte, hatte er es schon hunderten Menschen weiter erzählt, deren Geld er ebenfalls mit veranlagte und denen er zumindest 400 Prozent Ertrag versprochen hatte.

Die Maschine stoppte nun aber nicht damit, dass Ponzi mit Briefmarken gar kein Geld mehr verdiente, sondern er konnte seinen Investoren solange die 400 Prozent Ertrag auszahlen, solange zusätzliches Geld von neuen Investoren in seine Taschen floss. 1920 war Ponzi ein reicher Mann und verdiente mehr als eine Millionen US-Dollar pro Monat. Der Zusammenbruch kam im Juli 1920, als eine Tageszeitung seine Geschäfte in Frage stellte und Wirtschaftstreuhänder seine Bücher zu untersuchen begannen.

Binnen Tagen versiegte der Neuzufluss an Kapital. Tausende Anleger versammelten sich vor seinem Haus in Boston und Ponzi bezahlte ungefähr 1.000 auch persönlich aus, immer versichernd, dass sein Unternehmen solide sei. Im August war Ponzi endgültig bankrott. Er hatte 40.000 Anleger um insgesamt 15 Millionen US-Dollar geschädigt (zirka 120 Millionen Euro heutigen Geldes).

Das Gefährliche an Ponzi's Scheme oder Schneeballsystemen, wie sie bei uns häufiger genannt werden, ist ihre Fähigkeit, in immer neuen Verkleidungen immer neue Anleger zu beeindrucken.

Nicht immer muss eine solche Abzocke geplant sein. "An der Börse ist entscheidend, ob es mehr Aktien als Idioten gibt oder mehr Idioten als Aktien", schrieb André Kostolany (†1906-1999), ein als Finanz und Börsenexperte und als Spekulant auftretender Journalist, einst, und spricht damit das Problem an, dass auch manche heißen Börsenphase nichts anderes sind als von selbst entstandene Ponzi's-Schemata: Manche Kurse steigen, solange es noch Dümmere gibt, die gerade erst erfahren haben, dass es an der Börse heiß her geht, oder die sich erst davon überzeugen ließen, dass es schon so lange gut geht oder nun praktisch alle mitmachen. Der Boom der Internet-Aktien 1998 bis 2001 waren keine Werke kriminell geladener Superhirne, sondern verstärkten sich selbst: "Die Hausse nährt die Hausse."