Private Equity versus Aktieninvestment

Stellen Sie sich vor, Sie sind in der Schule. Nur Franzi schummelt bei einer Schularbeit und der Lehrer gibt Franzi, Lisa und Gustav eine Ohrfeige. Nach diesem irrationalen Schema verläuft jedoch der ganz normale Börsenwahnsinn. Herrscht Panik an der Börse, dann werden so ziemlich alle Aktien, unabhängig von ihren Fundamentaldaten, niedergeprügelt. Innerhalb weniger Tage kann dabei selbst mit Aktien gesunder Unternehmen der Kursgewinn der vergangenen zwölf Monate verloren gehen. Diesen Ärger kann man sich bei Private-Equity-Investments, die man abseits der Börsen tätigt, ersparen.

Was für Private Equity spricht

Bei einem Investment in Private-Equity-Fonds zahlt man das Kapital in der Regel in mehreren Tranchen ein. Der durchschnittliche europäische Private-Equity-Fonds startet mit 23 Prozent seines zugesicherten Investitionsvolumens und ruft im Schnitt in den ersten drei Jahren 63 und nach neun Jahren 90 Prozent aller Mittel ab, die für ein Investment vorgesehen waren. Neben einer Einzahlung auf Raten liegt ein weiterer Vorteil in regelmäßigen Auszahlungen: Im Falle von Beteiligungsveräußerungen kommt es zu einer Ausschüttung des Erlöses an die Investoren. Statistisch betrachtet erhielten die Investoren der jüngeren Generation von PE-Fonds nach 8,6 Jahren ihr eingesetztes Kapital zurück. Wird ein wertgewichteter Durchschnitt herangezogen, so sinkt die Amortisationsdauer auf 7,4 Jahre.

Mit Private-Equity-Investments lassen sich oft auch weit höhere Renditen als mit Aktien erzielen. Laut einer Studie der technischen Universität München ("Investitionen in Private-Equity-Grundlagen, Ertragsprofile und Erfolgsfaktoren" von Professor Christoph Kaserer und Dipl.-Kfm. Christian Diller) erzielten europäische Fonds im Schnitt von 1980 bis 2003 einen Wertzuwachs von zehn bis 14,1 Prozent, wobei sogenannte Buyout-Fonds im Schnitt 12,6 bis 15,6 Prozent pro Jahr erzielten. Venture-Capital-Fonds machten hingegen aufgrund einer längeren Kapitalbindungsdauer "nur" 7,3 bis 12,5 Prozent pro Jahr. Im Schnitt ist der Interne Zinsfuß (IRR) - das Erfolgsmaß für Private-Equity-Investments - um bis zu 6,7 Prozent höher als die Rendite einer kalender- und laufzeitkongruenten Anlage in den breiten europäischen Aktienindex MSCI Europe. Auch für den amerikanischen Raum existieren aussagekräftige Daten: Kaplan/Schoar (2005) errechneten für den Betrachtungszeitraum 1980 bis 2001 bei amerikanischen Private Equity Funds eine Performance, die in etwa jener des S&P-500-Index entspricht. Buyout-Fonds erzielten einen IRR von 18 Prozent im Vergleich zu 17 Prozent bei VC-Fonds.

Allerdings ist der IRR nicht immer ein geeigneter Maßstab für den Erfolg von Private-Equity-Veranlagungen. Vielmehr sind die Opportunitätskosten gegenüber einer Veranlagung in ein benchmarkkonformes Investment ausschlaggebend. Dieses könnte im amerikanischen Beispiel ein S&P-500-Indexzertifikat sein.

Vor allem in jüngster Zeit wirken sich im historischen Vergleich noch immer niedrige Kreditzinsen und die zunehmend höhere Qualifikation von Private-Equity-Fondsmanagern positiv auf die Wertentwicklung aus. "Gift" für PE-Investitionen sind steigende Zinsen (höhere Refinanzierungskosten für die Unternehmen) und schlechte strategische Entscheidungen der Fondsmanager.

Risiko mit Dachfonds streuen

Das Zins- und unternehmerische Risiko darf nicht unterschätzt werden, noch dazu wo man sich bei PE-Investments auf Jahre bindet. Es gibt sehr große Qualitätsunterschiede. So variierte der interne Zinsfuß zwischen den untersuchten europäischen Fonds von 1980 bis 2003 zwischen minus 13,66 und plus 181,90 Prozent pro Jahr. Deshalb sollten Privatanleger Investments in breit gestreute Private-Equity-Dachfonds forcieren. Laut einer Untersuchung von Weidig/Mahonet (2005) sinkt das Ausfallsrisiko bei einem Dachfonds mit 20 Portfolios unter ein Prozent, während die Ertragskraft aufrecht bleibt.

Was ist Private Equity?

Private Equity ist der englische Begriff für privates Eigenkapital. Damit können sich nicht börsennotierte Unternehmen Eigenkapital beschaffen - im Unterschied zum Public Equity, jenem Kapital, das an der Börse beschafft wird. Die beiden Hauptklassen von PE-Fonds sind Buyout-Fonds, die Unternehmen übernehmen, umstrukturieren und wiederverkaufen, und Venture-Capital-Fonds, die Jungen Unternehmen Kapital für die Weiterentwicklung und Expansion zur Verfügung stellen.

Auf Private Equity haben sich außerbörsliche Finanzunternehmen spezialisiert, die mithilfe privater Investoren ganze Unternehmen oder Beteiligungen an ihnen kaufen, sie restrukturieren und mittelfristig mit möglichst hohem Gewinn weiterverkaufen. Es gibt auch Private-Equity-Fonds bzw. Gesellschaften, die selbst an der Börse gelistet sind. Private-Equity-Gesellschaften wird oft vorgeworfen, dass ihr einziges Ziel die kurzfristige Gewinnoptimierung ist ("Heuschreckendebatte"). Oftmals sind Private-Equity-Gesellschaften aber die einzigen verfügbaren Kapitalgeber, insbesondere bei Venture Capital. Hier hilft Beteiligungskapital, ein Unternehmen fit für den Wettbewerb zu machen, wenn Banken dafür notwendige Kredite verweigern.

Chancen und Risiken von PE-Investments

Chancen

+ Renditen im Schnitt fünf bis sieben Prozent über Aktienniveau nicht von Kursschwankungen an der Börse abhängig
+ nicht von Kursschwankungen an der Börse abhängig

Risiken

- Behaltedauer von zehn bis zwölf Jahren, vorzeitiger Verkauf nur mit hohen Abschlägen
- keine Standards wie an der Börse: Kenntnis über das Unternehmen wichtig bzw. Kleinanlegern werden entsprechende Dachfonds bzw. (staatsnahe) Infrastrukturinvestments empfohlen
- große Renditeunterschiede - großes unternehmerisches Risiko

Der interne Zinsfuß (IRR): Das Erfolgsmaß für Private Equity

Die Interne-Zinsfuß-Methode (englisch IRR: Internal Rate of Return) ist ein Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung. Interner Zinsfuß heißt der Abzinsungsfaktor, bei dessen Verwendung die diskontierten künftigen Zahlungen dem heutigen Preis entsprechen.

Literatur zum Thema "Private Equity":